Die Teilhabe an politischen Prozessen, insbesondere an Wahlen ist in der Bevölkerung nicht gleich verteilt. Studien haben gezeigt, dass insbesondere sozial benachteiligte Gruppen, Menschen mit Migrationsbiographien, Menschen zwischen 16 und 35 sowie Frauen deutlich seltener zur Wahl gehen als andere Gruppen. Bei den Nationalratswahlen in Österreich 2019 lag die Wahlbeteiligung des ökonomisch schwächsten Drittels der Wahlberechtigten bei 59 Prozent, während die des ökonomisch stärksten Drittels bei 83 Prozent lag.
Dem möchten wir entgegenwirken, indem wir gemeinsam mit VOTO eine Wahlhilfe für die im Oktober 2022 stattfindenden Gemeinderatswahlen in den größten Gemeinden des Burgenlandes (Eisenstadt, Neusiedl am See, Oberwart, Oberpullendorf, Mattersburg, Güssing, Jennersdorf, Parndorf, Pinkafeld) realisieren. Die Online-Wahlhilfe VOTO funktioniert ähnlich wie die “Wahlkabine”: Die Nutzer*innen geben ihre Position zu verschiedenen Thesen ein und können dann ihre Positionen mit denen der Kandidierenden vergleichen. Dafür erstellen die Kandidierenden jeweils persönliche Profile.
Durch einen niedrigschwelligen und inklusiven Aufbau der Plattform VOTO (Erklärung schwieriger Worte und transparente Ergebnisdarstellung) wird der Zugang zu Informationen bezüglich der anstehenden Wahl vielen verschiedenen Menschen ermöglicht und Entscheidungsfindungen unterstützt. Studien, sowie eigene Erhebungen von VOTO haben gezeigt, dass vor allem Nichtwähler*innen und junge Menschen von dem Angebot einer Wahlhilfe ähnlich der Wahlkabine in Österreich oder des Wahl-O-Mat in Deutschland profitieren.
Um zusätzlich sicherzustellen, dass die Thesen die Themen widerspiegeln, die die Gesellschaft beschäftigen, und um die demokratische Teilhabe der Zielgruppe zu fördern, werden die zu beantwortenden Thesen zuvor in einem inklusiven Workshop erarbeitet.
Um den Workshop so divers und inklusiv wie möglich zu gestalten, soll im Vorfeld besonders auf marginalisierte Menschen zugegangen werden - etwa durch Vereine oder andere Netzwerke - und diese Menschen gezielt eingeladen werden. Dadurch wird die Partizipation auf kommunaler Ebene auf eine inklusive Weise gestärkt.
So soll mit diesem Projekt neben der Ungleichheit der politischen Beteiligung auch einigen weiteren aktuellen Herausforderungen für die Demokratie in Zusammenhang mit einer zunehmenden Digitalisierung begegnet werden. Insbesondere junge Menschen informieren sich über politische Themen zunehmend online, etwa durch soziale Medien. Phänomenen wie Fake News, Filterblasen und Hasspostings soll durch die digitale Wahlhilfe eine unabhängige Basis für politische Urteilsbildung gegenübergestellt werden, die durch ihre spielerische Art junge Menschen besonders begeistern kann. Das Design der Plattform ist für die Nutzung auf mobilen Endgeräten wie Smartphones optimiert, und die einzelnen Seiten können gut über die Kanäle sozialer Medien geteilt und verbreitet werden, wodurch genau diese Zielgruppe erreicht werden kann. Außerdem soll genau zu diesem Zweck auch eine zielgruppengerechte Werbekampagne finanziert werden. So sollen möglichst viele junge Menschen und Nichtwähler*innen erreicht werden.
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